Dorothea – Die erste elektrische Grubenlokomotive

Dorothea
Dorothea

Die erste elektrische Grubenlokomotive, die auch als Dorothea bekannt war, stellte einen bedeutenden Meilenstein in der Entwicklung der elektrischen Antriebstechnik für Schienenfahrzeuge dar.

Sie war die zweite elektrische Lokomotive überhaupt und wurde von Werner von Siemens entworfen. Ihre Einsatzdauer erstreckte sich über 45 Jahre, von 1882 bis 1927, im Oppelschacht in Zauckerode. Diese Lokomotive wurde im Juni 1878 von Siemens als Grubenlokomotive mit einer Spurweite von 520 mm konzipiert. Ursprünglich wurde sie für ein Untertage-Braunkohlenbergwerk in Senftenberg gebaut, jedoch lehnte der Besteller die Lokomotive ab. Siemens ergriff daraufhin die Gelegenheit, die Lokomotive auf der Berliner Gewerbeausstellung einzusetzen, um einen kleinen Personenzug zu ziehen. Dieser Zug beförderte mehr als 90.000 Personen und demonstrierte somit die Praxistauglichkeit der Lokomotive.

Siemens-Gru­ben­lok Dorothea oh­ne Sei­ten­ver­klei­dung
Siemens-Gru­ben­lok Dorothea oh­ne Sei­ten­ver­klei­dung Bild: Loracco CC BY-SA 4.0

Im Jahr 1882 bot Siemens dem Königlich-Sächsischen Steinkohlewerk Zauckerode eine neu entwickelte Lokomotive, die spätere Dorothea, an. Der Werkvertrag sah einen Preis von 6.000 Mark für die Lokomotive vor. Die Dorothea war mit zwei Treibachsen ausgestattet, und der Motor wurde längs der Fahrtrichtung eingebaut. Die Lokomotive verfügte über zwei Lokführersitze, wobei der Lokführer seine Füße rechts und links der Lokomotive auf einer Fußstütze absetzen musste. Während der Fahrt hatte der Lokführer einen Blick über die Lokomotive hinweg. Die Stromabnahme erfolgte über einen Kontaktwagen, der an einem umgekehrt montierten Ʇ-Träger auf horizontalen Rollen lief. Es wurde experimentiert, einen rollenlosen Kontaktschlitten einzusetzen, um Funkenflug zu vermeiden, jedoch erwies sich dieser Ansatz aufgrund des hohen Verschleißes als unzureichend, weshalb man zum Kontaktwagen zurückkehrte. Der Fahrschalter und die Bremse befanden sich auf der rechten Seite, während auf der linken Seite nur Kurbeln vorhanden waren, die über eine Kette den Fahrschalterwalze und die Bremse bewegten.

Die Dorothea wog 1550 kg und hatte eine Zugkraft von 1,7 kN. Die maximale Stromaufnahme betrug 70 Ampere bei einer Spannung von 80-90 Volt am Kontaktwagen. Am 25. August 1882 fand die erste Probefahrt statt, und zwischen 1883 und 1902 baute Siemens insgesamt 52 ähnliche Lokomotiven dieses Typs. Diese überarbeitete Version wog 1500 kg und hatte eine größere Zugkraft von 2,0 kN im Vergleich zu den ursprünglichen 1,7 kN. Im Jahr 1891 erwarben die Steinkohlenwerke eine solche zweite Lokomotive, und 1892 baute Siemens die erste Lokomotive nach dem Vorbild der zweiten Lokomotive um. Bei der Umgestaltung wurde ein Kegelradgetriebe mit einerschrägen Welle eingeführt, das die Kraft vom Ritzel des Motors auf die Treibachsen übertrug. Von der ursprünglichen Lokomotive blieben nur sehr wenige Teile erhalten.

Der Einsatz der Dorothea erwies sich als kosteneffiziente Alternative zum Einsatz von Zugpferden. Der Betrieb der Lokomotive war jährlich um 3.000 Mark günstiger als der Einsatz von Pferden. Der Oppelschacht, in dem die Lokomotive eingesetzt wurde, wurde 1927 stillgelegt und die Lokomotive an Siemens zurückgegeben. Nach einer umfassenden Aufarbeitung wurde sie 1932 in Berlin ausgestellt und überstand den Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1954 wurde sie schließlich in das Siemens-Museum in München überführt und ist heute im Haus der Heimat in Freital-Burgk zu besichtigen.

Die Entwicklung der ersten elektrischen Grubenlokomotive markierte einen wichtigen Fortschritt in der Elektrifizierung des Schienenverkehrs. Elektrische Lokomotiven bieten aufgrund der hohen Effizienz ihrer Elektromotoren und der Möglichkeit zur Rückgewinnung von Bremsenergie klare Vorteile gegenüber anderen Antriebsarten wie Diesel- oder Dampflok. Heutzutage werden Grubenbahnen in der Regel elektrisch betrieben, wobei früher auch Zugtiere wie Ponys oder Pferde zum Einsatz kamen. Elektrische Traktion wird häufig dort bevorzugt, wo entweder Grubengase oder entzündliches Fördergut einen feuerlosen Betrieb erforderlich machen oder Eisenbahnen anderweitig nicht elektrifiziert sind.

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